Hans von Judenburg, taetig um 1375 – 1424, zug.


Hans von Judenburg,
tätig um 1375 – 1424, zug.
BEDEUTENDE SÜDTIROLER SCHNITZMADONNA DES WEICHEN STILS
Höhe: 70,5 cm.
Breite: 37 cm.
Tiefe: 25 cm.
Die in Sitzhaltung auf einer Thronbank dargestellte Madonna ist aufgrund der stilistischen Merkmale dem bekannten Meister, dem Maler und Bildhauer Hans von Judenburg zuzuweisen. Die Sitzfigur ist in Lindenholz ausgeführt, im unteren Teil der Rückseite gehöhlt, und weist Reste der ehemaligen Fassung auf.
Der Oberkörper etwas flacher gestaltet als die mit reichem Faltenwurf gearbeitete Beinpartie. Die seitlichen Thronwangen treten als senkrechte Begrenzungen nur leicht hervor. Trotz aller stilistisch gebotener ruhiger Haltung ist der Oberkörper in leichter Drehung nach links geneigt, was der Figur eine besondere innige Lebendigkeit verleiht. So ist der Blick in die Ferne gerichtet, das Gesicht gerahmt vom kaskadenartig gefalteten Kopftuch, das bis zur Brust herabzieht. Das durch eine vergoldete Agraffe zusammengehaltene Manteltuch umfängt seitlich die beiden vorgestreckten Unterarme und zieht weiter über die Kniepartie. Das ehemals rot gefasste Kleid weist Parallelfalten und eine tiefe Schnürung auf. Dem Zeitstil entsprechend ist zwischen den Knien eine nahezu spitzbogige prominente Falte herausgearbeitet, unter der sich zwei große Faltenbögen nach rechts unten entwickeln, flankiert von kräftigen Röhrenfalten, die von den Knien herabziehen, wobei die rechte Fußspitze am Boden hervortritt.
Bei den Fassungsresten überwiegen die hellen, vom Kreidegrund bestimmten Partien; an Teilen des Manteltuches ist lüsterblaue und rote Farbe erhalten, die Fußspitze in schwarzer Fassung.
Als besonderes Merkmal für den Stil des Hans von Judenburg ist neben der hohen Qualität der Faltenbildung und der gesamten figürlichen Komposition der ausgesprochen milde, schöne Gesichtsausdruck zu beobachten, wie er sich auch bei weiteren Werken des Meisters findet. Es ist der offene Blick, der sich etwa auch bei der Pietà in der Bozener Pfarrkirche feststellen lässt.
Der Meister gilt als bedeutender Vertreter des gotischen Weichen Stils, einer Richtung, die um 1400 einsetzte und als Charakteristikum für die Marienfiguren zu sehen ist, die auch als schöne Madonnen bezeichnet werden. Der Begriff wurde 1907 geschaffen und von dem Kunsthistoriker Wilhelm Pinder ab 1927 gefestigt. Das künstlerische Zentrum war Prag, gefördert durch Kaiser Karl IV (1346-1378), wobei der Stil alsbald eine weite Verbreitung zwischen Prag und Paris, in Böhmen, Österreich und Deutschland erfuhr.
Hans von Judenburg ist vor allem durch sein großes Werk des ehemaligen Flügelaltars der Marienpfarrkirche zu Bozen von 1421-23 bekannt geworden. Die erhaltenen Teile dieses Altars finden sich verstreut in mehreren Museen und Sammlungen. So besitzt die Pfarrkirche Judenburg eine Madonna mit Kind um 1420, die Pfarrkirche von Deutschnofen u.a. die „Anbetung der Könige“, weitere Elemente des Bozener Flügelaltars finden sich in den Museen München (Bayerisches Nationalmuseum - „Verkündigung“), Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum), Köln (Mueum Schnütgen - „Johannes d. T.“ etc.) und Zagreb. Weitere zugeschriebene Werke im Metropolitan Museum of Art, New York.
In der Forschung wurde ehemals eine Zuordnung der Werke des Meisters an Hans von Tübingen (um 1400-um 1462) und/oder dem Meister von Großlobming (Ende 14. Jahrhundert) gesehen, was inzwischen verworfen wurde. Rest., erg. A.R.
Literatur:
Vgl. Eva Kreuzer-Eccel, Hans von Judenburg und die Plastik des weichen Stiles in Südtirol. Trient, 1976.
Vgl. Günther Bräutigam, Hans von Judenburg I – die Bozener Tafel: Schicksale und Rekonstruktion, in: Kunsthistorisches Jahrbuch Graz 24, Graz 1990, S. 221-232.
Vgl. Lothar Schultes, Hans von Judenburg, in: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL), Bd. 69, Berlin 2010. (1380091) (11)
Hans von Judenburg,
active ca. 1375 – 1424, attributed
IMPORTANT SOUTH TYROLEAN CARVED MADONNA IN "SOFT STYLE"
Height: 70.5 cm.
Width: 37 cm.
Depth: 25 cm.
Lime wood, hollowed at the back. The Madonna, shown seated on a throne bench, can be attributed to the well-known master, the painter and sculptor Hans von Judenburg, due to its stylistic features. The seated figure is carved in lime wood and hollowed in the lower part of the back. Restored, mended.


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